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Die harte Zeit ist jetzt.

Darauf wurden wir nicht vorbereitet. Die Olympischen Spiele laufen und wir können nur zuschauen. Hin- und hergerissen zwischen der Trauer es nicht geschafft zu haben und dem Gefühl „es ist Olympia, ich darf mich von er Euphorie anstecken lassen“. Besonders anstrengend sind die oft nur scherzhaft gemeinten Kommentare wie „Du hier und nicht in Paris?“. Zumindest diesen Aussagen kann man aus dem Weg gehen, wenn man doch vor Ort ist und Team Deutschland anfeuert (gerne auch in anderen Sportarten).

Wir haben für uns bei der Henley Royal Regatta einen schönen Saisonabschluss geschaffen. Und sind im Viertelfinale gegen den Leander RC, die Lokalmatadoren, leider ausgeschieden. Aber es war trotzdem ein ganz besonderer Wettkampf, ein ganz eigenes Flair, Zuschauer, die man nur dort findet (oder vielleicht an der Pferderennbahn). Danke an dieser Stelle an unsere beiden Ersatzfrauen Sophia Krause und Cara Pakszies! Ohne euch hätten wir nicht starten können.

Seid stark Mädels! Wir schaffen auch diese restlichen zwei Wochen. Dann kann das Gedankenkarussel zur Ruhe kommen und jeder sich seinen weiteren Weg überlegen!

Eine Reise geht zuende

Das war´s! Die Finale Olympische Qualifikationsregatta in Luzern hatte ihre Finalläufe am 21.05.2024. Das war sie, die „Regatta of death“.
Schwere Tage liegen hinter uns. Die Enttäuschung und Trauer sind immer noch zu spüren. Die Olympiaqualifikation ist verpasst.

An dieser Stelle bleibt nicht viel zu sagen, außer DANKE!
Danke an das Team
Danke an unseren Coach
Danke an unseren Sonnenschein (Physio)
Danke, für die letzten Wochen und Monate. Wir haben unzählige Trainingsstunden absolviert, viele Flüge und Reisen in die Trainingslager überstanden, einige Stunden in eine bessere Kommunikation investiert (Danke dafür an unsere Teampsychologin) und niemals an uns gezweifelt.

Mir wurde nach der Regatta folgendes gesagt: „Leistungssport kann grausam sein. Er gibt einem trotzdem viel, insbesondere auch für die Zeit nach dem Sport.“ Darauf setze ich!

Für unser Team heißt es jetzt in den nächsten Wochen den Spaß am Rudern behalten, einfach miteinander Sport machen und Anfang Juli in Henley starten und gemeinsam ein letztes Mal für die Saison Rennen fahren!

Bild: Detlev Seyb

EM in Szeged

Europameisterschaft im ungarischen Szeged. Es klingt nach einem großen Event, gut organisiert und nach einem Zielwettkampf. Für unser Team haben wir es von vornherein als einen Schritt bis zur Nachqualifikationsregatta gesehen. Bewusst den Wettkampf zum üben nutzen.
Etwas anderes erscheint bei den gegebenen Voraussetzungen auch nicht angemessen. Das Starterfeld, bestehend aus den Weltcupsiegerinnen von Varese, den Italienerinnen, den Weltmeisterinnen aus dem letzten Jahr, Rumänien, und den ebenfalls bereits qualifizierten Britinnen. Das Ziel sollte für uns sein den Abstand auf Italien möglichst gering zu halten, da diese sich ebenfalls noch für Paris qualifizieren müssen.
Im Vorfeld der Regatta sind Melanie Göldner und Alyssa Meyer leider krankheitsbedingt ausgefallen, sodass sie nicht mit anreisen konnten. Auch unsere Backbord-Ersatzfrau Katarina Tkachenko verarbeitete noch ihren Hörsturz aus dem Trainingslager. Unser Achter ging somit in folgender Besetzung an den Start (Bug zu Heck): Harriet Wappler-Niemeyer, Sophie Leupold, Tabea Kuhnert, Alissa Buhrmann, Lena Osterkamp, Annabelle Bachmann, Judith Guhse, Nora Peuser und Steuerfrau Annalena Fisch.
Das Team hat hart daran gearbeitet in den drei gemeinsamen Trainingstagen zusammenzufinden und sich zwischen Testrace und Finale zu verbessern. Bei einem starken Gegenwind war der Abstand zu den Medaillenrängen jedoch sehr groß.
Sobald das Boot wieder in Berlin ist heißt es nochmal aufwachen, zusammen arbeiten und hoffentlich in voller Besetzung die letzten 20 Tage bis zum Finale in Luzern angehen!

Bild: worldrowing.com

World Cup I – Varese

Am vergangenen Wochenende wurde die internationale Saison eingeläutet. Der erste World Cup in Varese stand an. Für unser Team ging der Achter in folgender Besetzung an den Start:
Judith Guhse, Sophie Leupold, Alissa Buhrmann, Melanie Göldner, Lena Osterkamp, Annabelle Bachmann, Alyssa Meyer, Nora Peuser und Steuerfrau Annalena Fisch. Als Ersatzfrau war Harriet Wappler-Niemeyer für die erkrankte Katarina Tkachenko dabei.

Das verhältnismäßig große Meldefeld, 7 Boote, sorgte dafür, dass Vorlauf, Hoffnungslauf und Finale ausgefahren wurden. Im Vorlauf kam jeweils der erste weiter. Im Hoffnungslauf schied das letzte Team aus. Im Finale wurde regulär um Medaillen gekämpft. So weit zum Modus…

In unserem Vorlauf trafen wir auf das zweite italienische Boot und die favorisierten Britinnen. Diese gingen neben dem Achter auch noch in zwei Vierer ohne an den Start. Auch mit einem guten Einstiegsrennen konnten wir uns nur gegen Italien 2 durchsetzen und gingen am nächsten Tag in den Hoffnungslauf. Ein Umstand der im Vorfeld realistisch war und den wir nutzen wollten um mehr Rennen zu fahren. Denn nur in Rennen kann man lernen Rennen zu fahren.

Im Hoffnungslauf konnten wir unsere Leistungen vom Vortag bestätigen und ausbauen. Wir sind eine stabilere zweite Rennhälfte gefahren, in der wir besonders uns weiter von Dänemark weg schieben wollten. Die Däninnen fahren einen starken Endspurt, den sie früh bereits ansteigern, da hieß es für uns aufmerksam bleiben. Die Rumäninnen, die mit einer Nachwuchsmannschaft angereist waren hatten sich auf der ersten Hälfte weg geschoben und den Abstand ab 1000m lediglich gehalten. Für das Finale hatten wir uns somit ein klares Ziel gesetzt: Mutiger losfahren, lasst die Rumäninnen nicht weg ziehen.

Finale. Die Aufgabe war klar, mutig sein. Wir sind schnell losgekommen vom Startblock.Wir haben es sogar geschafft unsere Geschwindigkeit deutlich besser als in den ersten beiden Rennen mit in die zweiten 500m zu nehmen. Nach der Hälfte des Rennens waren Platz 1 und 2 bereits etwas vor, aber der Kampf um Platz 3 war noch nicht zuende. Rumänien und Deutschland waren auf einer Höhe. In den 3. 500m und besonders in den letzten 500m konnten wir dann leider nicht mehr so viel dazu geben. Das schnelle losfahren hat ein wenig Tribut eingefordert. Somit mussten wir uns von den Rumäninnen geschlagen geben.

Die Enttäuschung im Ziel war natürlich da. Das Rennen war aber kein schlechtes! Wir sind so schnell wie noch nie vorher losgefahren. Ein Umstand auf dem man jetzt aufbauen kann. Wir haben gezeigt Frauen Riemen ist da! Wir haben ein klares Ziel vor Augen: Paris 2024. Der World Cup war ein Schritt in Richtung Nachqualifikationsregatta. Die erste Rennhälfte steht, in zwei Wochen auf der Europameisterschaft in Szeged (Ungarn) werden wir die zweite Rennhälfte auch noch meistern. Und dann sind wir bereit!

Bild: Detlev Seyb

Untergang – Ein Erfahrungsbericht

We are sinking, We are sinking! – What are you thinking about?
Diesen Spruch hat wohl jeder schonmal gehört. Bei mir ist er ganz präsent durch ein Reel aus 2021 des Hollandachters der Männer. Damals sind sie mit dem Achter in starkem Wind baden gegangen und mussten gerettet werden.
Was soll ich sagen, uns hat es am 01.04.2024 auch erwischt. (Kein Aprilscherz gewesen!)

Wir sind im Trainingslager in Erba gewesen und haben auf dem Lago di Pusiano trainiert, der von den Ausläufern der Alpen umgeben ist. Zu Beginn der Einheit waren Gewitter in den Bergen, der See lag in Windstille in strahlendem Sonnenschein. Daher sind wir abgelegt, waren aber aufmerksam auf einen möglichen Wetterumschwung. Bei einer Wende haben wir den langsam auffrischenden Wind, sowie die aufziehenden Wolken bemerkt. Der Wind wurde schnell stärker, wir wechselten auf 3/4tel Länge, bereits 10 Schläge später auf 1/2 Länge. Da der Wind parallel zu uns kam, wollten wir uns etwas in den Wind rein drehen und haben angehalten – Unser Bugzweier war zu dem Zeitpunkt bereits etwas vollgelaufen. In dem Moment dachte ich noch: „Ja klar macht Sinn, dann können wir auch direkt auf den Steg zusteuern“ Mit einem Blick in die Richtung in die wir fahren wollten, wurde es jedoch ganz schnell zu „Oh Gott da können wir nicht rein fahren, wir müssen uns wieder parallel legen und abwarten“ – Den gleichen Gedankengang hatte unsere Steuerfrau Annalena zum Glück auch. Also warteten wir ab…

„Das geht nur noch 5 Minuten!“ Ruft uns Rene vom Motorboot aus zu. Ja klar. Die ersten Wellen laufen seitlich ins Boot. Erst am Bug und Heck, dann Mittelschiff. Wir müssen schöpfen. Also Flaschen ausleeren und los. Sophie, noch ganz im Trainingsfokus, lässt aus dem Bug verlauten: „Wir brauchen das Wasser doch, wir müssen noch trainieren!“ – Keine Chance. Melli hinter mir bekam auch langsam Panik: „Rene! Du musst uns JETZT hier raus holen!“ – Ein Blick zu Rene, der selber mit dem Katamaren komplett am Kurbeln war und mit Anki (Physio, Seelenbetreuerin) und Stefan (Messboot) auch fast am Untergehen war, sagte mir „Nope, nicht möglich“. Daraufhin wagte ich auch einen Blick zur anderen Seite: Eine riesige hellblaue Wand aus Gischtwasser wurde auf uns zugetragen. Dazu 1m hohe Wellen – Nicht gut!

Irgendwann lagen wir so weit im Wasser, dass die ankommende Welle von beiden Seiten in das Boot rein lief. „Wir sind jetzt drin. Wir müssen jetzt raus.“ Gesagt, getan. Nora machte einen regelrechten Hechtsprung ins Wasser. Während Sophie sich noch fragte, ob wir schwimmen können, ließ Nora schon verlauten „Ich kann stehen! Ich kann stehen!“ – Alles klar, wenn Nora da stehen kann, kann ich das hier auch. Im Wasser habe ich Mellis und meinen Riemen festgehalten, damit Melli und Sophie direkt an Land gebracht werden konnten. Rene und Anki kamen bereits, wie in Baywatch, zu uns ins Wasser gelaufen.

Nach langen Minuten in der Brandung haben wir tatsächlich alle Menschen und sogar das Bootsmaterial heile an Land bekommen. Das Boot haben wir mit den Auslegern auf Steinbänken gelagert. In dem Dorf auf der Seeseite standen wir wie eine Pinguingruppe und haben auf weitere Trainer gewartet, die uns einsammeln sollten. Da kamen zwei Italiener vorbei und hielten an. Sie haben uns erklärt, dass sie uns von ihrem Haus aus beobachten konnten und haben uns zurück zum Ruderzentrum gebracht. Ein Dank geht raus an die Helden des Tages!

Glücklicherweise haben die meisten nur ein paar Prellungen davon getragen. Leider hatte Kata ein paar Tage später einen Hörsturz und fällt für den anstehenden Worldcup aus. An dieser Stelle gute Besserung an dich, Kata!